Einfach anfangen

Maximilian Loosen (26) hatte nach eigener Aussage bisher in seinem Leben immer viel Glück. Auch das Privileg, als erster in seiner Familie studieren zu können, zählt er dazu. So schreibt der 26-jährige Wahl-Düsseldorfer heute an seiner Doktorarbeit und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer großen Wirtschaftskanzlei in der Landeshauptstadt. In dem Bewusstsein, dass nicht jeder die gleichen Chancen mit auf den Weg bekommt, engagiert sich Maximilian vielerorts in sozialen Projekten. Dabei zählen für ihn vor allem die kleinen Dinge, denn dort „beginne Veränderung“.

Maximilian, du hast uns erzählt, dass Engagement und Veränderung für dich im Kleinen beginnen. Was verstehst du darunter?

Jeder Mensch steht vor seinen eigenen Herausforderungen und Problemen. Solche, die ihm selbst womöglich unlösbar erscheinen, für einen anderen jedoch einfach zu bewältigen sind. Hierbei ist es völlig egal, wie groß oder klein das Problem aus Sicht des anderen erscheint. Wichtig ist, hinzuschauen und Hilfe anzubieten. Das Stichwort lautet: Machen!

Dann ist Haltung zeigen ja eigentlich ganz einfach.

Eigentlich ja. Und ich bin mir sicher, es tun auch viele. Vielleicht merken sie es nur gar nicht, halten ihre Aktionen für selbstverständlich. Älteren die Einkäufe abzunehmen und zum Auto zu tragen, Nachbarkindern Nachhilfe zu geben, in Diskussionen seine Meinung zu vertreten und zu ihr zu stehen – All dies zählt für mich dazu. Hilfe und Veränderung beginnen im Kleinen und auch Selbstverständlichkeit ändert nichts daran, dass etwas Gutes getan wird. Man sollte sich dessen bewusst sein.

Warum ist das wichtig?

Nicht zuletzt, weil es einen selbst ein Stück glücklicher macht. Vorwiegend jedoch, weil wir sonst von einem anderen Bild eingenommen werden. Das Bild einer Welt, die uns diverse Medien und Social Media suggerieren. Immer wenn ich durch die sozialen Medien scrolle, habe ich das Gefühl, dass die Welt nur noch aus Egoisten besteht. Jeder strebt nach seinem eigenen Vorteil und achtet nicht mehr darauf, was um ihn herum geschieht. Facebook-Gruppen werden zum Rumpöbeln und Verbreiten von Hass-Nachrichten zweckentfremdet. Das finde ich sehr schade! Und ich bin nicht sicher, ob das unsere Realität widerspiegelt. Wir brauchen da unseren eigenen Gegenpol.

Du hattest kürzlich die Gelegenheit an einem Pro Bono-Projekt mitzuarbeiten. Was war hier das Besondere?

Das ist richtig, das war in meiner alten Kanzlei. Pro Bono bedeutet, dass freiwillig und ohne Entgelt eine professionelle Arbeit für Bedürftige erbracht wird. In unserem Fall geschah dies in Zusammenarbeit mit der Diakonie Düsseldorf. Wir haben in diesem Projekt eine Rechtsberatung für misshandelte oder obdachlose Frauen und Mädchen angeboten. Gemeinsam mit zwei unserer Anwältinnen hatte ich die Möglichkeit, den Frauen und Mädchen bei ihren rechtlichen Problemen zu helfen. Da kamen ganz unterschiedliche Fälle zusammen: Mal ging es um Probleme mit dem Vermieter oder dem Mobilfunkanbieter, mal wurde eine Mandantin beim Schwarzfahren erwischt. Aus juristischer Warte waren diese Probleme meist schnell gelöst. Viel wichtiger war es aber, den Mädchen und Frauen das Gefühl zu geben, dass sie nicht allein sind.

Du engagierst dich auch privat in verschiedenen Organisationen…

Ja genau. Ich mag den Gedanken, durch jedes Engagement die Welt ein bisschen zu verändern. Über diese Grundüberlegung bin ich auch im letzten Jahr zum Leo Club Düsseldorf gekommen. Das ist eine Organisation von jungen Menschen, die sich ehrenamtlich für andere engagiert und Verantwortung übernimmt. Gemeinsam stellen wir dort über das Jahr verteilt viele gemeinsame Projekte auf die Beine, mit denen wir uns für andere Menschen engagieren und Hilfe leisten. Hierbei ist jede Aktivität anders und zielt auf eine andere Zielgruppe ab. Von der Sammlung von Essensspenden, über Kinderschminken und Basteln in Kinder- und Flüchtlingsheimen bis zum Verkauf von Adventskalendern zur Unterstützung lokaler Schulen und Sportvereine. Zudem bin seit vielen Jahren Mitglied der FDP und gehöre einer internationalen Freiburger Studentenverbindung an.

Die Leo-Clubs sind die gemeinnützige Jugendorganisation von Lions Clubs International. In Deutschland engagieren sich über 3.000 Leos in mehr als 170 Clubs.

Ist Engagement im Privaten mehr wert als im Job?

Ich glaube Engagement lässt sich nicht daran messen, in wie vielen Clubs, Vereinen oder Organisationen man Mitglied ist. Ja nicht einmal daran, wie vielen Menschen man hilft. Vielmehr ist es wichtig, einfach loszulegen. Wenn man es dann schafft, den Tag auch nur für einen Menschen irgendwie besser zu machen, hat man schon einen Mehrwert erzielt. Die meisten guten Dinge entstehen nämlich dadurch, dass Menschen mehr tun als sie müssten. Ob im Beruf oder privat ist dabei nebensächlich. Wichtig ist, mit Spaß bei der Sache zu sein.

Würdest du sagen, Spaß an einer Sache ist wichtig für den eigenen Erfolg?

Auf jeden Fall! Denn alle Dinge, die ich gerne mache, gehen mir auch leichter von der Hand. Der Spaß sollte also immer im Vordergrund stehen. Ich glaube aber auch, dass es noch zwei andere Dinge wichtig sind, um seine Ziele zu erreichen: Flexibilität und Durchhaltevermögen.

Für mich ist wichtig, von Zeit zu Zeit meinen Standpunkt zu analysieren und gegebenenfalls zu überdenken: Bringt mich das, was ich tue, noch voran oder ist es Zeit die Richtung zu wechseln und mich neu zu orientieren? Ich denke, sich zu sehr auf etwas zu versteifen, birgt die Gefahr sich zu verrennen. Bei mir ist es so, dass ich, sofern ich das Gefühl habe, ich bin in einer solchen Sackgasse angekommen, mir Zeit für mich nehme. Dann fahre zu meinen Eltern, treffe Freunde oder befasse mich mit anderen Dingen. Das hilft mir häufig den benötigten Abstand zu gewinnen, um meine Situation zu überdenken.

Zuletzt, so denke ich, sollte man jedoch auch vermeiden, bei jedem auftretenden Problem die Flinte gleich ins Korn zu werfen. Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, gebe ich nicht leichtfertig auf. Auch wenn sich der zunächst geplante Weg dorthin gern mal ändern kann. Wenn ich wirklich überzeugt von etwas bin mache ich weiter – egal was passiert.

Du bist erst 26 Jahre alt. Was denkst du, wo führt dich dein Weg hin – beruflich wie privat?

Um ehrlich zu sein, weiß ich das noch gar nicht so genau. Ich habe ein paar Vorstellungen und Wünsche. Ich möchte den von mir eingeschlagenen Weg auf jeden Fall weiterverfolgen und später einmal Anwalt werden. Auch hier geht es im Kern darum, Probleme zu lösen und Menschen helfen. Andererseits fände ich auch einen Job in der Politik reizvoll. Mal sehen, was die Zukunft so für mich bereithält.

Letzte Frage: Liegt das alles in deiner Hand? Inwieweit denkst du, werden Wege von Schicksal bestimmt?

Ich glaube so etwas wie Schicksal gibt es nicht. Ich habe da eher eine Vorstellung von Karma. Tue Gutes und dir wird Gutes widerfahren. Ein bisschen Glück gehört aber wohl auch dazu.

Maximilian – vielen Dank für das Gespräch.

Wichtige Links:
http://www.leo-club-duesseldorf.de/ – für alle, die unter 30 Jahre alt sind und sich engagieren möchten.

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